Ein Gründungsdokument des Unnaer Vereins existiert nicht, aber aus zahlreichen Indizien und Beiträgen der Lokalzeitung kann mit großer Sicherheit Anfang 1847 als Gründungsdatum erschlossen werden.
Die an prägenden Persönlichkeiten und denkwürdigen Aufführungen reiche, 170jährige Geschichte des Musikvereins Unna lässt sich in drei große Epochen gliedern: 1847 – 1916, 1919 – 1967 und 1967 – heute.
Wenige Jahre nach dem Amtsantritt von Reinhart Weiß fand im Vorstand des Musikvereins ein Generationswechsel statt. Von 1972 an bildeten Werner Brinkmann und Heinrich Thorwarth den Vorstand des Vereins. Über mehr als drei Jahrzehnte lenkte dieses Triumvirat mit großem Engagement, musikalischem Sachverstand und beispielhaftem Organisationstalent die Geschicke des Musikvereins. Die Geschäftsführung lag von 1953 an in den Händen von Valeska Hertz, die ihr Amt nach 32 Jahren 1985 an Ursula Lückmann übergab.
Reinhart Weiß leitete weitere große Chöre in Dortmund und Bochum, woraus sich langjährige Chorpartnerschaften entwickelten. Weitere Zusammenarbeit ergab sich mit Chören der Nachbarkreise (Hagen, Lüdenscheid, Köln) und der Partnerstädte Waalwijk und Palaiseau. Privates Engagement führte zudem zu Konzerten in Prag und Paris. Ein besonderes Ereignis in der Vereinsgeschichte war die Teilnahme des Musikvereins an dem ZDF-Städtewettbewerb, bei dem Unna als „Kulturstadt 1991“ ausgezeichnet wurde.
Unter Repertoire ist die Bandbreite der erarbeiteten chorsinfonischen Werke der letzten Jahrzehnte ablesbar.
Das Jahr 2000 bildete den Auftakt zu nachhaltigen Änderungen: Heinrich Thorwarth feierte in diesem Jahr seinen Abschied aus Unna. Im Jahre 2005 legte Werner Brinkmann anlässlich seines 65. Geburtstages nach mehr als drei Jahrzehnten sein Amt als Vorsitzender des Musikvereins nieder. Im November 2006 beendete Reinhart Weiß nach 39 Jahren mit der Aufführung von F. Mendelssohns „Elias“ seine Tätigkeit als Künstlerischer Leiter des Musikvereins. Mit ihm verabschiedeten wir auch die Pianistin Elena Margolina, die 13 Jahre lang als Korrepetitorin die Chorarbeit unterstützt hatte.
Im Jahre 2005 übernahmen Bettina Großebüter, Dr. Henning Thies und Ursula Lückmann die Verantwortung für die Geschicke des Musikvereins. Nachfolger von Dr. Henning Thies wurde im Dezember 2014 Hans-Peter Rößler.
Im Herbst 2017 wurden zur stellvertretenden Vorsitzenden Andrea Nolte und zur Geschäftsführerin Ute Deland gewählt.
Die Nachfolge von Reinhart Weiß trat im Dezember 2006 Dr. Hermann Kruse an.
Seit 2013 heißt der Chor des Musikvereins KonzertChor Unna.
Kriegsbedingt (Mangel an Männerstimmen) kamen die Aktivitäten des Unnaer Musikvereins 1916 zum Erliegen. Doch bald nach Kriegsende, im Sommer 1919, rief der neue 1. Vorsitzende, Carl Ortlepp, die Mitglieder wieder zusammen. Als Vorsitzender der Jahre 1882 – 1909 hatte sich der Fabrikant Heinrich Wigger große Verdienste erworben, und dem Zahnarzt Ortlepp fiel es nun zu, den Verein bis 1933, inoffiziell gar bis 1947, durch schwere Zeiten zu steuern. Es sollte sich als ausgesprochener Glücksfall in der Vereinsgeschichte erweisen, dass 1919 mit dem jungen, in Rotterdam geborenen Gerard Bunk (1888 – 1958) ein hochtalentierter, charismatischer Musiker als neuer musikalischer Leiter gefunden wurde, der bei allen – durch die politischen Verhältnisse bedingten – Diskontinuitäten die innere Mitte des Vereinslebens blieb, viele denkwürdige größere und kleinere Aufführungen leitete (darunter 1948 die Uraufführung seines eigenen Oratoriums „Groß ist Gottes Herrlichkeit“) und darüber hinaus auch viele Kammerkonzerte selbst bestritt.
In die Ära Bunk fiel die Gleichschaltung des gesamten Kulturlebens nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Der Musikverein galt den neuen Machthabern als elitäre Vereinigung und musste sich unter ideologischem Druck Mitte 1933 in seiner alten Form auflösen. An seine Stelle trat ein neu gegründeter „Städtischer Konzertchor“, in dem viele Mitglieder des Musikvereins mitwirkten und dessen Leitung nach einigen Versuchen, dies zu verhindern, Gerard Bunk übernahm. An musikalischer Qualität und Konsequenz der Probenarbeit konnte dieser neue Chor allerdings das Niveau des alten Musikvereins nie erreichen, und so legte Bunk im September 1937 verbittert die Leitung nieder. Der Chor löste sich auf, und damit trat im Unnaer Musikleben eine Unterbrechung bis 1945 ein.
Die Neugründung am 28.12.1945 war quasi eine Selbstverständlichkeit, und unter Ortlepp und Bunk wurde mit über 40 ehemaligen Vereinsmitgliedern die musikalische Arbeit des Musikvereins unter schwierigen Bedingungen wieder aufgenommen.
Neben der Probenarbeit trugen zahlreiche Ausflüge und Feste wesentlich zum inneren Zusammenhalt des Vereins bei. Ein neuer junger Vorstand unter Hans Thorwarth und Josef Ruping zeichnete ab 1953 für die Geschicke des Vereins verantwortlich.
Die ersten sieben Jahrzehnte der musikalischen Arbeit wurden durch insgesamt sechs Dirigenten geprägt: Adalbert Staab (1835 – 1851 in Unna tätig), Heinrich August Petersmann (1851 – 1864), Kaspar Schrick (1864 – 1874), Emil Kayser (1882 – 1892), Paul Seibt (1892 – 1905) und Julius Janssen (1905 – 1916).
Zwischen dem am biedermeierlichen Musizierideal des Liebhaberensembles orientierten Louis-Spohr-Schüler Adalbert Staab und dem zu wilhelminischer Größe, zu Massenaufführungen und musikalischen Weihestunden tendierenden Julius Janssen, dem Organisator und Leiter der Westfälischen Musikfeste zwischen 1890 und 1909, liegen Welten. Wurde um die Jahrhundertmitte in kleinen Besetzungen musiziert, so bot man beim 8. Westfälischen Musikfest in Dortmund (unter lebhafter Beteiligung des Musikvereins Unna) für eine Bach-Kantate 659 Sängerinnen und Sänger auf.
Das Singen und Musizieren im Kreise der Musikliebhaber bot Unnas Bürgern künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten. Die Abonnementskonzerte des Musikvereins, die aus vielen kleinen Piècen und einem größeren Werk bestanden und oft mit Tanzveranstaltungen kombiniert waren, dienten der gehobenen Unterhaltung und dem standesgemäßen gesellschaftlichen Umgang.
Die Jahre nach 1874 waren durch eine Periode des Niedergangs des Musikvereins gekennzeichnet. 1882 wurde ein sehr aktiver Gemischter Chor gegründet. 1885 kam es zur Vereinigung beider Institutionen. Der alte Musikverein mit seiner umfassenderen musikalischen Ausrichtung (Kammermusik, volkstümliche Kammerchorwerke, Opern- und Oratorienausschnitte) verwandelte sich in einen Oratorienchor.
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